Heute erhielten wir von unserer Glockengießerei "PETIT & GEBR. EDELBROCK Glocken- und Kunstguss Manufaktur von 1690" das erste Foto.
Zu sehen ist das Eindämmern der Glocken.
Am Freitag, den 18. Dezember 2020 wurden unsere Glocken gegossen. Traditionell hätten einige aus unserer Gemeinde daran teilgenommen. Wir hatten uns so darauf gefreut. Leider hat Corona das vereitelt. Damit wir dennoch einen Eindruck von diesem, für unsere Gemeinde so wichtigen Ereignis bekommen hat uns die Giesserei Bilder vom Gussgeschehen zugeschickt, die wir hier präsentieren.
Bild 1 – Die Glockenspeise aus 78% Kupfer und 22% Zinn wird bereitgestellt
Bild 2 – Die Glockenspeise kommt in den Ofen
Bild 3 – Mit einem Fichtenstab werden die Metalle vermengt
Bild 4 – Funkenflug begleitet das Schmelzen der Metalle
Bild 5 – Warten bis die richtige Temperatur erreicht ist
Bild 6 – Nur mit dicken Schutzanzügen kann man sich so nah am Schmelzofen aufhalten
Bild 7 – Die letzte Probe wird entnommen
Bild 8 – Die Gießmündungen werden ein letztes mal gesäubert
Bild 9 – Der Höhepunkt des Glockengusses – Das Giessen beginnt
Bild 10 – Nur eine kurze Zeit bleib für den Guss – Der Gussstrahl darf nicht unterbrochen werden
Bild 11 – Eine Glocke nach der anderen wird gegossen
Bild 12 – Beim Giessen werden Gase frei, die hell verbrennen
Bild 13 – Nach dem Guss müssen die Glocken noch mehrere Tage in der ausgehobenen Grube auskühlen
Wenn sie ein Bild länger betrachten wollen, gehen Sie mit dem Kursor auf das Bild. Dann bleibt die Präsentation stehen.
Der Glockenguss für die Evangelische St. Markus Kirchengemeinde in Berlin-Friedrichshain am 18. Dezember 2020.
Weltweit werden Glocken schon seit zirka 5000 Jahren gegossen. Das heute noch gebräuchliche Verfahren geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Dabei ist Glockengießen eine Kunst, die immer noch von Hand ausgeübt wird. Hier ein kleiner Überblick wie Glocken entstehen.
Die Vorarbeiten
Der Glockengießer benötigt zur Herstellung einer Glocke eine dreiteilige Form, bestehend aus Kern, falscher Glocke und Mantel. Der Kern, der dem Inneren der Glocke entspricht, wird aus Lehmsteinen und verschiedenen Lehmschichten gemauert. Die falsche Glocke, oder Modellglocke, muss in Umfang und Aussehen genau der späteren, noch zu gießenden Bronzeglocke entsprechen. Sie besteht aus Lehm und Talg, die Zier wird in Wachs aufgetragen.
Vor der Herstellung des Mantels streicht der Glockengießer zunächst einen feinen, dann immer gröberen Lehm auf die falsche Glocke, sodass sich die Zier im Mantel abdrücken kann. Der Mantel muss einen großen Druck aushalten, der während des Gießens auf ihn einwirkt. Vor dem Guss nimmt man den Mantel ab und zerschlägt die falsche Glocke. Der Hohlraum zwischen Kern und Mantel ergibt dann die richtige Glocke.
Der Guss
Glocken werden traditionell freitags um 15 Uhr gegossen, was an die Sterbestunde Jesu Christi erinnern soll. Bereits morgens in aller Frühe wird der Schmelzofen angefeuert, damit die Glockenspeise, die aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn besteht, schmilzt. Hat die Bronze eine Temperatur von zirka 1100 Grad Celsius erreicht, kann der Guss beginnen.
Wenn die rot glühende Glockenspeise aus dem Ofen fließt, Rauch aufsteigt und Gase abbrennen, hat der Glockenguss seinen Höhepunkt erreicht. Die gegossenen Glocken müssen in der ausgehobenen Glockengrube noch einige Tage auskühlen, bis sie aus ihrem Mantel befreit werden können. Dann wird mit der Stimmgabel geprüft, ob der Guss gelungen ist und die Glocke wie gewünscht erklingt.
Der Klang
Der Klang einer Glocke wird beim Guss festgelegt. Entscheidend für den Ton einer Glocke sind ihre drei Parameter: Durchmesser, Höhe und Wandstärke, die sogenannte Rippe. Je nach Größe dieser drei Parameter verändert sich der Ton. Eine Glocke hat etwa 50 Klangfarben, einen Grund-, Unter-, Prim-, Terz-, Quint-, Oberton et cetera, die in ihrer Gesamtheit den hörbaren Ton der Glocke bestimmen.
Sind die Teiltöne nicht in Harmonie, kann man die Glocke tonlich korrigieren, indem die Innenwand der Glocke ausgeschliffen wird. Dies spielt sich in der Regel im Bereich von unter einem Millimeter an verschiedenen Stellen der Innenwand ab. Möglich sind aber nur wenige Sechzehntel Halbton-Korrekturen.
Quelle: ARD Planet Wissen – Autorin: Sabine Kaufmann