Hell’s Bells? Erneut Streit um Glockenläuten an St. Markus

Mit Berichten in der rbb Abendschau und der BZ sind unsere Glocken erneut ins Rampenlicht gerückt. Eigentlich hatten wir angenommen, dass nach den von der Gemeinde zum Schutz der Nachbarinnen und Nachbarn unternommenen Maßnahmen der Streit über das Glockenläuten beigelegt sei. Ein Irrtum, der Anlass gibt, auf einige der aufgeworfenen Fragen noch einmal einzugehen.

Warum ein Glockenturm?
Im Gebiet der heutigen Kirchengemeinde St. Markus gab es ursprünglich drei große Kirchen: die Lazarus-Kirche an der Ecke Kadiner Straße/Grünberger Straße, die Andreas-Kirche auf dem Stralauer Platz und die Markus-Kirche nahe dem Strausberger Platz. Alle drei Kirchen wurden im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und 1949 bzw. 1957 abgerissen – ein Wiederaufbau war in der DDR politisch nicht gewollt. Seitdem läuten keine Kirchenglocken mehr über dem Gemeindegebiet. Der Bau des Glockenturms in der Marchlewskistraße – auf dem Gelände des früher zur Lazaruskirche gehörenden Gemeindehauses – sollte diese für Viele schmerzliche Lücke schließen.

Warum müssen die Glocken auf der Höhe der Wohnbebauung hängen?
Gerne hätte die Gemeinde den Glockenturm höher gebaut. Aus gutem Grund sind Glockentürme im Allgemeinen höher als die sie umgebenden Gebäude, denn so kann der Schall der Glocken weit über die Häuser hinweg klingen. Jedoch hat das Stadtplanungsamt Friedrichshain-Kreuzberg von Anfang an – schon vor Ausschreibung des Architektenwettbewerbs für den Glockenturm – klar gemacht, dass ein Turm, der höher ist als die umgebenden Bauten, nicht genehmigt würde. So kam der Turm zu seiner jetzigen Höhe von gerade mal 16 Metern.

Warum wird überhaupt geläutet?
Das Läuten der Glocken ruft zum einen zu den Gottesdiensten, wenn solche im Lazarushaus stattfinden. Zum anderen läuten die Glocken zweimal täglich zu den Gebetszeiten um 12 Uhr und um 18 Uhr. Dies sind zwei der in der christlichen Tradition entstandenen Gebetszeiten (die klösterliche Tradition kennt insgesamt sieben Gebetszeiten). Die Glocken rufen zu diesen Zeiten zum Innehalten und zum Gebet auf, wobei zumindest das Innehalten in jedem Fall eine heilsame Unterbrechung des Alltags sein kann.
Außerdem ist nach unserem Verständnis auch das Läuten selbst Gebet, das zu Gott empor klingt und die Anliegen der Gläubigen zu ihm trägt.

Was hat die Gemeinde bezüglich des Lärmschutzes unternommen? 
Da uns klar war, dass durch die baurechtlich vorgeschriebene Höhe des Turms die Beeinträchtigung der Nachbarn stärker sein wird als bei einem höheren Glockenturm, haben wir von Anfang an auf das Läuten zur morgendlichen Gebetszeit um 8 Uhr verzichtet. Nachdem Schallmessungen in der Wohnung des am stärksten betroffenen Nachbarn höhere Werte ergeben hatten, als wir nach den vorangegangenen Schallberechnungen erwartet hatten, haben wir das Läuten ausgesetzt, um die Schallschutzmaßnahmen optimieren zu können. Inzwischen haben wir einen von einem Akustiker angefertigen Schalldeckel einbauen lassen. 
 
Was haben die neuen Messungen nach dem Einbau des Schalldeckels ergeben? 
Durch diese Maßnahme war die Geräuschbelastung nur noch halb so hoch wie vorher. Eine in derselben Wohnung vorgenommene Messung ergab bei geschlossenen Fenstern einen Wert von 46,8 dB(A) beim Läuten aller drei Glocken. Nach Einschätzung des Sachverständigen wirkt sich das nicht mehr störend auf Gespräche in der Wohnung aus, und eine Gesundheitsgefährdung ist damit sicher ausgeschlossen. Zum Vergleich: Bereits eine normale Unterhaltung ist mit 50 dB(A) lauter (s. https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/mensch-umwelt/laermschutz/definition-und-wirkung/definition).

Wann und wie oft wird oft läuten die Glocken jetzt?
Die Glocken läuten um 12 und um 18 Uhr, jedoch – anders als bei der Schallmessung – nur mit einer Glocke (das Geläut im rbb-Abendschau-Beitrag kam nicht von unseren Glocken, sondern offenbar aus dem Tonarchiv!). Wir verzichten aus Rücksicht auf die Nachbarschaft auch darauf, 30 Minuten vor den Gottesdiensten zu läuten, sondern signalisieren mit den Glocken nur Beginn und Ende des Gottesdienstes. 

Dazu gibt es noch einen interessanten Artikel

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von "die Kirche" (Ausgabe 49/2024)


Nicht mehr als Vogelgezwitscher

Seit sie ihren Glockenturm vor das Gemeindezentrum baute, sieht sich die Evangelische Kirchengemeinde St. Markus in Berlin-Friedrichshain dem Ärger der Nachbarschaft ausgesetzt


VON ULI SCHULTE DÖINGHAUS.


Berlin. Die Marchlewskistraße in Berliner Stadtteil Friedrichshain zieht sich durch eine ruhige, attraktive Wohngegend, teils hübsch sanierte Fassaden. Vor fünfgeschossigen Häusern parken dicht an dicht Autos zwischen vereinzelten Straßenbäumen, vor denen im Herbst schon mal Laubbläser heftig knattern. Eine Einfahrt führt, an abgestellten Motorrädern vorbei, in eine Art Hinterhof, der auf der einen Seite von Einrichtungen der Evangelischen Kirchengemeinde St. Markus umgeben ist. Im Gemeindezentrum Lazarushaus, in Traufhöhe mit den benachbarten Wohnhäusern, finden Sonntagsgottesdienste und Begegnungen statt. Auf der anderen Seite ragen Balkone von Wohnhäusern über den Hof, ideale Südwestlage mit Blick auf einen kleinen, begrünten Platz. Darauf steht seit ein paar Jahren, was man einen Campanile nennen könnte, ein freistehender Kirchturm mit drei Glocken. Eine der Glocken läutet, Tonhöhe und -lautstärke erinnern an kleine Dorfkirchen, zweimal täglich fünf Minuten lang zu den Gebetszeiten um 12 Uhr und um 18 Uhr sowie zu sonntäglichen 10-Uhr-Gottesdiensten, wenn sie im Lazarushaus stattfinden. Das Gemeindehaus ist als klassischer Kirchenbau nicht zu erkennen. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier alle Kirchen weit und breit zerstört und danach nicht rekonstruiert.


Um sich aber als Kirche sichtbarer und hörbarer zu zeigen, weihte die Kirchengemeinde vor ziemlich genau vier Jahren den Glockenturm ein. Betonbauweise, knapp 16 Meter hoch. Traufhöhe, so die Auflage des Bauamtes. Glockenklänge sorgten neulich mal wieder für Verdruss und „Lärmkritik“.


Kompromiss gesucht


„Es ist so laut, dass man sich in den fünf Minuten nicht mal mit seiner Familie unterhalten kann“, klagte Anwohner Martin Petzold gegenüber der Berliner Boulevardzeitung B.Z. Zusammen mit einigen anderen Nachbarn, die sich ähnlich gestört fühlen, war Petzold seit Jahr und Tag im Gespräch mit der Kirchengemeinde. Die ließ schließlich einen Schalldeckel einbauen, der die Beeinträchtigung deutlich minderte. Dem Anwohner reicht das weiterhin nicht, auch wenn die Glocken bei geschlossenen Fenstern nur noch 46,8 Dezibel erzeugen – was von Fachleuten mit leiser Radiomusik oder gar Vogelgezwitscher verglichen wird.

„Nach Einschätzung von Sachverständigen wirkt sich das nicht mehr störend auf Gespräche in der Wohnung aus, und eine Gesundheitsgefährdung ist damit sicher ausgeschlossen“, versicherte die Kirchengemeinde St. Markus kürzlich in einem Hintergrundpapier für die Presse.
 
Ralf Fischer, Kirchenältester der Gemeinde, ist bemüht, den Verdruss des Nachbarn ernstzunehmen und versprach in den Gremien über die Dauer des Geläuts zu beraten. Man will es, so der Beschluss, bei den fünf Minuten belassen. „Es ist Desinteresse an Kirche und Unverständnis dafür, warum Kirche sich überhaupt in dieser Weise äußern muss“, sagt Fischer. und weiter: „In unserem Verständnis ist das Glockenläuten ein Gebet. Das schwingt darin im wahrsten Sinne des Wortes mit und steigt auf zu Gott.”
 
In der Anwohnerschaft rund um die Gemeinde gibt es eine fast rituelle Überempfindlichkeit gegenüber „Lärm“ im kirchlichen Gemeindeleben. Eine Zeitlang war eine rumänische Gemeinde zu Gast; prompt gab es Kritik aus der Nachbarschaft, wenn sich die Gläubigen nach dem Gottesdienst unterhielten. Ähnlich verhielt es sich mit einer afrikanischen Gastgemeinde. Es kam zu Beschwerden darüber, dass während der Gottesdienste die Kinder draußen laut lärmten und spielten.


Anders als die sogenannten Stundenschläge steht das „liturgische Läuten“, das zum Gottesdienst ruft oder zum Innehalten mahnt, unter dem staatlichen Schutz der Religionsfreiheit – im Prinzip. Immer mal wieder gibt es Streitigkeiten zwischen Kirchengemeinden, die ihre Glocken regelmäßig erklingen lassen – und Nachbarn, denen das nicht behagt. Auch in der EKBO. Zuletzt beklagte sich ein Bürger aus Trebatsch, einer Gemeinde in der Nähe von Fürstenwalde, über ein sogenanntes Stundengeläut aus dem Kirchturm, das morgens, mittags und abends ertönte. Das Landgericht Frankfurt (Oder) gab ihm Recht, wie die örtliche Märkische Oderzeitung berichtete.


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Die 3-Religionen-Kita ist akut in Gefahr
15. November 2024
Chor-/Orchesterkonzert am 3. Advent Sonntag, 15. Dezember, 18. 00 Uhr in der Samariterkirche
31. Oktober 2024
Vielleicht kennen Sie das Lazarus Music Project schon, mit dem unsere Kantorin Pam Hulme versucht, verschiedene Richtungen neuer Musik vorzustellen. Leider muss das Konzert aus technischen Gründen auf Anfang 2025 verschoben werden. Dann haben Sie die Möglichkeit DAS LAZARUS MUSIC PROJEKT KENNENZULERNEN. In den letzten Wochen haben Jugendliche und Erwachsene bei einer Reihe von Workshops im Lazarushaus experimentelle Musik für Orgel und Elektronik entdeckt. Einige Ergebnisse dieser besonderen Klangreise werden im Konzert zu hören sein. Dazu werden unter der Überschrift Spuren sowohl Werke und Improvisationen von Pam Hulme, als auch neue Musik von Omar Gonzalez aufgeführt. Über sein Projekt - Los Amantes de lo Ajeno - schreibt Omar Gonzalez: "Es basiert in erster Linie auf Feldaufnahmen und zielt darauf ab, die Musikalität und Schönheit alltäglicher Interaktionen freizulegen.“ Bei einem Empfang im Anschluss an das Konzert besteht Gelegenheit zu Fragen. Der Eintritt ist frei. Über Spenden zugunsten unserer Kirchenmusik freuen wir uns aber. Hier noch ein paar Impressionen von 2024 Oktober Konzert
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Kantate, den Sonntag der Kirchenmusik, feiern wir in diesem Jahr mit einem Chortreffen am 28. April in der Samariterkirche. Die Friedrichshainer Chöre (und auch der Flötenkreis) gestalten um 14 Uhr einen Gottesdienst mit Pfarrerin Jasmin El-Manhy. Dabei musizieren sie miteinander, gemeinsam mit allen singwilligen Anwesenden sowie auch mit je einem eigenen musikalischen Beitrag, um die verschiedenen Facetten der Kirchenmusik in Friedrichshain erlebbar zu machen. Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es Kaffee & Kuchen, Gespräche und geselliges Beisammensein. Herzliche Einladung dazu!
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von Pfarrer Guth in sein neues Amt eingeführt 23. Oktober 2023
Im gemeinsamen Gottesdienst beider Gemeinden des Pfarrsprengels St. Markus-Boxhagen-Stralau ist Christian Guth am 15. Oktober 2023 durch Superintendentin Dr. Silke Radosh-Hinder offiziell in sein Amt als neuer Pfarrer im Sprengel eingeführt worden. Bei der Einführung assistierten Ralf Fischer für die Gemeinde St. Markus, Sabine Kosler für die Gemeinde Boxhagen-Stralau und Pfarrer Christopher Schuller, früher Vikar in St. Markus und Büronachbar von Pfarrer Guth in seiner bisherigen Tätigkeit als Geschäftsführer des Kirchenkreises. Die durch Vertreter:innen der Nachbargemeinden, des Kirchenkreises und der Landeskirche verstärkte Gottesdienstgemeinde begrüßte Christian Guth mit herzlichem und anhaltendem Applaus.
von Huw Morgan (UK) – Mainly Slow Organ Music 25. September 2023
Huw Morgan (UK) – mainly slow organ music neue und experimentelle Werke von zeitgenössische Komponist*innen NEW AND EXPERIMENTAL WORKS BY CONTEMPORARY COMPOSERS
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