(Der Künstler ist jeweils anwesend)
Der Gottesdienst am 18. Oktober 2020 um 10 Uhr im Lazarus-Haus ist schon so etwas wie der Auftakt der Ausstellung, denn Pfarrer Matthias Lohenner hat vor, in der Predigt darauf Bezug zu nehmen: Unter dem Titel „und tote knospen blühen, gestürzt, gekreuzt, erwacht“ zeigt der Berliner Künstler BROSCH (bürgerlich: Helmut Brosch) bis zum Volkstrauertag bildliche Darstellungen aus Holz und ein Tafel-Triptychon im Gottesdienstraum. Die Vernissage am 18. Oktober ist um 11 Uhr im Anschluss an den Gottesdienst.
Aus Sperrholz, Acrylfarbe und Papier hat BROSCH teils verstörende Reaktionen auf Unmenschliches hergestellt. Seine Motive sind allen zugänglich – er findet sie in den Medien –, aber durch sein Werk hindert er die Betrachtenden zu vergessen.
BROSCH ist in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in der niederrheinischen Provinz aufgewachsen und hat sich durch seine Kunst emanzipiert. Seine Bilder und Objekte sind als bloßes Dekor des Provinziellen nicht zu gebrauchen. BROSCH will die Anderen verändern und schafft dazu Werke, die sich sogar aller erwarteten Provokation verweigern. Seinen Zorn, seine Anklage, sein Leiden an der Welt kann nur lesen, wer bereit ist, sich darauf einzulassen.
Außer in seiner Wahlheimat Berlin hat BROSCH in der Vergangenheit in Basel, Bregenz, Heilbronn, Köln, Mönchengladbach und New York ausgestellt. In Berlin schuf er Bühnenbilder und führte Theaterregie. Zur Vorbereitung der Ausstellung im Lazarus-Haus hat sich BROSCH intensiv mit dem Sakralraum
auseinandergesetzt.
Die Ausstellung seiner Werke fällt kirchenjahreszeitlich in das Ende der Trinitatiszeit, bei der traditionell der Vergänglichkeit und der christlichen Hoffnung darüber hinaus gedacht wird. Sein Titel „und tote knospen blühen“ kann durchaus als Anspielung gelesen werden. BROSCH Triptychon, mit dem er auf
das rechtsextremistische Attentat von Halle reagiert, hat erst in dieser Auseinandersetzung seine endgültige Gestalt gefunden. Zum Volkstrauertag, so BROSCH, solle man nicht nur an die Kriegstoten, die toten Freunde und toten Familienmitglieder erinnern, sondern auch an die Toten, die der NSU und die Attentäter von Hanau, Halle und an anderen Orten auf dem Gewissen haben.
Pfarrer Wolf Clüver